In unserem Breitband-Report haben wir bundesweit die Breitband-Verfügbarkeit aller Städte und Gemeinden analysiert. Daraus ermittelt haben wir die 1.000 Städte und Gemeinden in denen die Breitbandversorgung besonders schlecht ist. Die Analyse zeigt, dass es sogar einige Kleinstädte mit mehr als 10.000 Einwohnern gibt, die größtenteils kein schnelles Internet erhalten. Zwischen den Bundesländern gibt es ebenfalls Unterschiede.
Inhaltsverzeichnis
Zwar zeigt eine Marktanalyse vom BREKO-Verband, dass der VDSL-Ausbau im Nahbereich nahezu abgeschlossen ist, dennoch gibt es auf dem Land noch großen Nachholbedarf.
In unserer Studie haben wir die Daten aus dem Breitbandatlas (Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur) ausgewertet. Diese zeigen an, wie gut regional der Ausbau des Internets ist. Eine Abfrage zu einer Gemeinde liefert wie hoch die prozentuale Verfügbarkeit sortiert nach Technik ist. So lässt sich manuell prüfen, wie gut der eigene Wohnort versorgt ist. In Deutschland gilt ein Anschluss als “unterversorgt”, wenn kein Internetanbieter mindestens 30 Mbit/s als Bandbreite (Downstream) bereitstellen kann.
Interessant ist: Welche Gemeinden sind besonders schlecht versorgt und sind diese tendenziell in bestimmten Bundesländern zu finden?
Wo gibt es gar kein Breitband-Internet?
Gibt es in 2020 noch Gemeinden in denen gar kein Breitband-Internet über einen stationären Internetanschluss verfügbar ist? Ja, die gibt es. 29 Gemeinden haben immer noch gar keinen Internetanbieter, der über die Telefonleitung (DSL), das TV-Kabel oder Glasfaser einen Internetzugang mit mindestens 30 Mbit/s bereitstellen kann.
Es ist durchaus möglich, dass TK-Unternehmen in den nachfolgenden Gemeinden dem Betreiber vom Breitbandatlas keine aktuellen Daten über einen erfolgten Ausbau gemeldet haben. Vermeintlich unterversorgte Gebiete können in dem Fall als nicht versorgt dargestellt werden.
Folgende Liste zeigt Gemeinden ohne einen einzigen Haushalt mit Breitband-Internet (> 30 Mbit/s):
- Dielkirchen
- Wredenhagen
- Westerrade
- Gudendorf (laut Bürgermeister Höfs ist Gudendorf an das Glasfasernetz SWN angeschlossen)
- Trebra
- Fedderingen
- Strukdorf
- Zepkow
- Weidingen
- Gertewitz
- Bechstedt
- Löberschütz
- Ahlstädt
- Möckern bei Stadtroda
- Thierschneck
Schaut man sich die Einwohnerzahlen an, so ist auch ersichtlich warum die Anbieter hier noch nicht aktiv geworden sind. Alle Gemeinden haben weniger als 600 Bürger. Damit sind das die typischen einwohnerschwachen (ländlichen) Regionen, die wirtschaftlich für Telekom und co. bisher uninteressant waren.
Wredenhagen ist bundesweit die größte Gemeinde ohne einen einzigen Breitband-Internetzugang. Damit sind die etwa 536 Einwohner vom schnellen Internet über stationäre Anschlüsse gänzlich abgeschnitten. Immerhin konnten die Mobilfunkanbieter (Telekom, o2 und Vodafone) das Mobilfunknetz in der Gemeinde so weit ausbauen, dass 100 % der Haushalte per LTE das Internet schnell nutzen kann.
Welchen der 1.000 am schlechtesten versorgten Gemeinden haben die meisten Einwohner?
In der Liste oben sind nur Gemeinden aufgeführt bei denen kein einziger Breitband-Internetzugang vorhanden ist. Unsere Statistik hat aber bei den am schlechtesten mit Internet versorgten Gemeinden noch viele weitere Städte in denen Haushalte noch unter 10 Prozent mit Breitband-Internetzugängen versorgt sind. Einige davon haben auch mehrere tausend Einwohner. Daher haben wir uns angeschaut, welche Gemeinden und Städte die meisten Einwohner haben und in unserer Top 1.000 Liste enthalten sind. Folgende Tabelle zeigt die 15 Städte mit den meisten Einwohnern unter den Top 1.000.
Gemeinde / Stadt | Einwohner | DSL-Verfügbarkeit (> 30 Mbit/s) | Kabel-Verfügbarkeit (> 30 Mbit/s) | Glasfaser-Verfügbarkeit (> 50 Mbit/s) | Punktzahl (max. 300 | je niedriger, desto schlechter versorgt) |
---|---|---|---|---|---|
Meinerzhagen | 20838 | 17 % | 13 % | 2 % | 32 |
Kierspe | 18299 | 18 % | 0 % | 0 % | 18 |
Nümbrecht | 17158 | 29 % | 0 % | 0 % | 29 |
Oschatz | 16849 | 14 % | 0 % | 8 % | 22 |
Herzebrock-Clarholz | 15961 | 23 % | 0 % | 1 % | 24 |
Extertal | 13071 | 35 % | 0 % | 0 % | 35 |
Schalksmühle | 11944 | 8 % | 0 % | 0 % | 8 |
Kirchberg (Sachsen) | 9895 | 19 % | 0 % | 10 % | 29 |
Hohenmölsen | 9806 | 23 % | 0 % | 0 % | 23 |
Schieder-Schwalenberg | 9460 | 38 % | 0 % | 0 % | 38 |
Mücheln (Geiseltal) | 9419 | 32 % | 0 % | 0 % | 32 |
Gudensberg | 9110 | 16 % | 0 % | 0 % | 16 |
Bad Düben | 9065 | 29 % | 0 % | 1 % | 30 |
Könnern | 8295 | 16 % | 0 % | 13 % | 29 |
Heringen | 7996 | 5 % | 0 % | 0 % | 5 |
Datenquelle: BMVI und eigene Daten (Stand: 01.10.2020) |
Auffällig ist, dass mit Meinerzhagen, Kierspe und Schalksmühle gleich drei recht große Städte aus dem Landkreis “Märkischer Kreis” unter den 1.000 am schlechtesten versorgten Städte sind. Tätig ist im Märkischen Kreis die kommunale Telekommunikationsgesellschaft Südwestfalen mbH (TKG-SWF). Sie kümmert sich um den Breitbandausbau und hat im April 2020 bereits ein Förderverfahren abgeschlossen, welches Versorgungslücken schließt. (Quelle: maerkischer-kreis.de)
Meinerzhagen hat über 20.000 Einwohner. Dennoch liegt die VDSL-Verfügbarkeit nur bei 17 %. Auch über das TV-Kabel können nur etwa 13 % der Haushalte Internet mit 30 Mbit/s und schneller bestellen.
Für die Netzbetreiber und regionalen Telekommunikationsanbieter dürften die Städte aus unserer Liste wirtschaftlich betrachtet am interessantesten sein. Kurz: Hier lohnt sich der Breitbandausbau bundesweit am meisten, da auch viele Kunden zu erwarten sind. Teils haben die Einwohner eine Breitbandverfügbarkeit (> 30 Mbit/s) von unter 20 %.
In welchen Bundesländern gibt es die meisten unterversorgten Gemeinden?
Gibt es Bundesländer in denen es besonders viele Gemeinden gibt, die schlecht versorgt sind? In den 1.000 am schlechtesten versorgten Gemeinden sind besonders häufig Gemeinden aus Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein vertreten. Folgende Tabelle zeigt wie viele Gemeinden je Bundesland in den Top 1.000 vertreten sind.
Bundesland | Anzahl aus den Top 1.000 unterversorgte Städte und Gemeinden | Gemeinden insgesamt im Bundesland | Prozentual von den Top 1.000 mit der schlechtesten Breitbandversorgung | Prozent von allen Gemeinden aus dem Bundesland | |
---|---|---|---|---|---|
Baden-Württemberg | 39 | 1108 | 4 % | 4 % | |
Bayern | 20 | 2049 | 2 % | 1 % | |
Brandenburg | 20 | 416 | 2 % | 5 % | |
Hessen | 11 | 426 | 1 % | 3 % | |
Mecklenburg-Vorpommern | 257 | 844 | 26 % | 31 % | |
Niedersachsen | 70 | 1020 | 7 % | 7 % | |
Nordrhein-Westfalen | 9 | 399 | 1 % | 2 % | |
Rheinland-Pfalz | 126 | 2297 | 13 % | 5 % | |
Saarland | 0 | 52 | 0 % | 0 % | |
Sachsen | 49 | 508 | 5 % | 10 % | |
Sachsen-Anhalt | 110 | 980 | 11 % | 11 % | |
Schleswig-Holstein | 178 | 1119 | 18 % | 16 % | |
Thüringen | 111 | 976 | 11 % | 11 % | |
Datenquelle: BMVI und eigene Daten (Stand: 01.10.2020) |
In der Auswertung fällt auf, dass die neuen östlichen Bundesländer besonders viele Städte und Gemeinden mit einer Unterversorgung haben. Lediglich in Brandenburg sind “nur” 5 % der Gemeinden unter den 1.000 am schlechtesten versorgten Städte.
Am Schlechtesten ist das Breitbandnetz noch in Mecklenburg-Vorpommern. In dem Bundesland gehören sogar 257 von 844 (31%) zu den Gemeinden mit der schlechtesten Internetversorgung.
Positiv fällt in dieser Statistik das Saarland auf. Es ist das einzige Flächenland, welches keine Gemeinde in unserer “Top 1.000”-Auswertung hat.
Wo ist die Verfügbarkeit über stationäres als auch mobiles Internet schlecht?
Doch was sollte ich als Bürger tun, der genau in einer dieser am schlechtesten ausgebauten Städte wohnt? Richtig – Man sollte nach Alternativen suchen. Als Alternative zu einem stationären Anschluss gilt die Mobilfunktechnologie LTE.
Doch nicht alle Einwohner haben diese Alternativen, da es auch vorkommen kann, dass auch das Mobilfunknetz von den Providern bislang vernachlässigt wurde. Unsere Auswertung zeigt, dass 34 von den 1.000 am schlechtesten Gemeinden auch noch eine schlechte LTE-Verfügbarkeit (< 30 %) haben. Das heißt, die Haushalte müssen sich entweder mit langsamem DSL (<30 Mbit/s) oder mit Funklöchern im Mobilfunknetz herumschlagen.
Folgende Tabelle zeigt die 10 größten Gemeinden mit schlechter Breitbandversorgung und gleichzeitig schlechtem LTE-Mobilfunknetz.
Gemeinde | Einwohner | LTE-Verfügbarkeit |
---|---|---|
Rickenbach | 3827 | 17 |
Bürgel | 3330 | 5 |
Büsingen | 1423 | 0 |
Kriegsfeld | 1097 | 9 |
Unterweißbach | 950 | 0 |
Auw (Prüm) | 655 | 15 |
Getelo | 651 | 0 |
Wielen | 644 | 19 |
Prezelle | 564 | 22 |
Holenberg | 479 | 19 |
An dieser Stelle sei aber anzumerken, dass in den letzten Jahren die Mobilfunkanbieter einen Großteil der Funkmasten bereits auf LTE umgerüstet hat und auch viele neue Basisstationen erstellen konnte. So haben 661 der 1.000 Städte mit der schlechtesten Breitbandversorgung eine LTE-Verfügbarkeit von 90 % oder mehr.
Top 1.000 Städte mit der schlechtesten Breitband-Verfügbarkeit in Deutschland (PDF)
Für Einwohner bieten wir in einem PDF-Dokument die 1.000 Städte mit der schlechtesten Breitbandversorgung über DSL, Kabel und Glasfaser. Des Weiteren sind dort zu jeder Gemeinde auch die LTE-/UMTS-Verfügbarkeit vermerkt. Einwohner können checken, ob der eigene Wohnort zu den Regionen mit den schlechtesten Internetzugängen gehört.
Folgende PDF-Datei zeigt tabellarisch die 1.000 Städte mit der schlechtesten Breitbandversorgung in Deutschland.
Wie wurde die statistische Auswertung erstellt?
Wir nutzen die Daten, die öffentlich über den Breitbandatlas des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur abrufbar sind.
Für die Auswertung unserer Studie haben wir die Technologien DSL, Kabel-Internet (Koaxialkabel) und Glasfaser (FTTB/FTTH) berücksichtigt. Da ein Internetzugang als unterversorgt gilt, wenn die verfügbare Internet-Bandbreite unter 30 Mbit/s liegt, haben wir geschaut wie viele Haushalte in den jeweiligen Gemeinden prozentual über DSL, Kabel und Glasfaser diese Internetzugänge buchen können.
Beispiel:
- DSL (> 30 Mbit/s): 10 %
- Kabel (> 30 Mbit/s): 0 %
- Glasfaser (> 50 Mbit/s): 1 %
- Punktzahl: 10 + 0 + 1 = 11 Punkte
Das Ranking bzw. die Sortierung erfolgt nach den erreichten Punkten.
Weiterführende Literatur & Weblinks
- [1] https://www.bmvi.de/DE/Themen/Digitales/Breitbandausbau/Breitbandatlas-Karte/start.html
- [2] https://brekoverband.de/themen/breko-research/marktanalyse