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10 Experten verraten warum das Internet in Deutschland langsam ist

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Konstantin Matern
Autor & Informatiker
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Artikel wurde geprüft am 21.11.2023

Das Internet ist in Deutschland langsamer als in vielen anderen Ländern. Doch warum ist das eigentlich so und welche Empfehlungen können die Internetanbieter Kunden geben? Vor einigen Wochen hat DSLregional.de 10 Experten aus der Telekommunikationsbranche zum Thema DSL und Breitbandausbau befragt. Wir haben Ihnen zwei einfache Fragen gestellt, die sie ausführlich beantwortet haben.

📃 Inhaltsverzeichnis

Diese Fragen haben wir den Experten gestellt

Frage 1

DSLregional: "Was ist das Hauptproblem, weshalb Deutschland im weltweiten Vergleich derart langsame Internetanschlüsse hat?"

Frage 2

DSLregional: "Was würden Sie einem Verbraucher raten, wenn der DSL-Anschluss zu langsam ist?"

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Vorwort und aktuelle Lage

In Deutschland gibt es derzeit 32,5 Millionen Breitband-Internetanschlüsse. Größtenteils sind diese allerdings in Ballungsgebieten und Großstädten zu finden. Auf dem Land wird nicht mal jeder zweite Haushalt mit 50 Mbit/s versorgt. Das geht aus dem Breitbandatlas der Bundesregierung hervor.

Breitband Verfügbarkeit mit 50 Mbit/s in Deutschland
Breitband Verfügbarkeit mit 50 Mbit/s in Deutschland: Nachholbedarf gibt es vor allem in den östlichen Bundesländern (Stand 2019)

Mögliche Gründe, weshalb Deutschland hinterher hinkt, könnten sein:

Gerade der letzte Punkt ist interessant. Denn die Telekom setzt weiterhin auf Vectoring. Kritiker bemängeln die Technik, weil dadurch der Glasfaserausbau gebremst wird. Vectoring-Befürworter argumentieren, dass das schnelle Breitband-Internet häufig gar nicht gewünscht sei.

Unseren Umfragen nach wollen DSLregional-Besucher zu 31 % einen Internetanschluss mit 100 Mbit/s. “Nur” 18,6% finden, dass ein Internetanschluss mindestens 1.000 Mbit/s schnell sein sollte.

Umfrage zur Geschwindigkeit eines Internetanschlusses
Umfrage zur Geschwindigkeit eines Internetanschlusses (Stand April 2019, DSLregional.de)

Wenn wir uns die Zahlen andersherum anschauen, wollen aber mehr zwei Drittel (76 %) aller Umfrage-Teilnehmer einen Internetzugang mit mindestens 50 Mbit/s. Der Bedarf an schnellem Breitband-Internet ist also da. Uns würde jetzt interessieren, wie das die Experten der Telekommunikationsbranche sehen. Nachfolgend sind die aufschlussreichen Antworten.

Dennis Slobodian von Deutsche Glasfaser

Dennis Slobodian von Deutsche Glasfaser

Zu Frage 1: Zur ersten Frage empfehlen wir einen Faktencheck. Deutschland hängt sicherlich bei den reinen Glasfaseranschlüssen (FTTB/H) wesentlich zurück. Was die Schnelligkeit betrifft, so stehen wir im globalen Vergleich auf Platz 30 (je nach Messmethode) – noch vor Estland!

Dennoch ist jetzt die Zeit, den Ausbau der zukunftssicheren FTTH-Netze weiter zu beschleunigen. Die weitere Beschleunigung des Ausbaus wird nur gelingen, wenn wir die Baukapazitäten möglichst effektiv einsetzen, also alle ressourcenschonenden Bauverfahren flächendeckend anwenden und Genehmigungsprozesse vereinfachen. Investitionsmittel sind auch im privaten Sektor ausreichend vorhanden, so dass staatliche Förderung nur selektiv und flexibel vonnöten ist.

Zu Frage 2:

Wenn der DSL-Anschluss zu langsam ist oder instabil läuft, führt der erste Schritt naturgemäß zu FTTH. Wenn das noch nicht vor Ort installiert ist, gibt es kurzfristig keine Lösungen. Die Bandbreite von DSL-Verbindungen ist im Gegensatz zum FTTH-Anschluss inhärent mit der Leitungslänge und dem Vorhandensein von Störsignalen verknüpft. Diese physikalischen Gegebenheiten sind nicht zu ändern. Die betroffenen Bürger sollten sich daher selbst organisieren und aktiv das Angebot von FTTH in der Region anbietenden Unternehmen auch für ihre Gemeinde einfordern.

Dennis Slobodian

Deutsche Glasfaser

Volker Petendorf von Vodafone

Volker Petendorf von Vodafone

Zu Frage 1: An Vodafone liegt es nicht. Vodafone ist einer der Haupttreiber beim Ausbau von Hochgeschwindigkeitsnetzen in Deutschland.

Wir haben in 2018 ein Milliarden Euro schweres Ausbauprogramm für Gigabit-Anschlüsse gestartet und bereits Ende September 2018 mit der Vermarktung der ersten Gigabit-Anschlüsse über unser Kabelglasfasernetz begonnen. Zuvor lag die Höchstgrenze bei 400 bis 500 Mbit/s.

Schon heute bietet Vodafone – in 10 seiner 13 Kabel-Bundesländern – über acht Millionen Haushalten sehr schnelle Breitband-Anschlüsse mit bis zu 1.000 Megabit pro Sekunde an.

Bis 2021 werden im Vodafone-Kabelglasfasernetz über 12 Millionen Haushalte – und damit ein Drittel der Deutschen – mit Gigabit-Geschwindigkeit surfen können. Hinzu kommt die geplante milliardenschwere Übernahme von Unitymedia. Wenn Vodafone dafür grünes Licht bekommt, wollen wir dann 25 Millionen Gigabitanschlüsse bis 2022 verfügbar machen.

Außerhalb unseres eigenen Kabelglasfasernetzes bieten wir überall dort Super-Vectoring mit bis zu 250 Mbit/s an, wo die Telekom ihr altes Kupfernetz mit eben dieser Super-Vectoring-Technologie aufgerüstet hat.

Zu Frage 2: Viele Verbraucher wissen gar nicht, dass in ihren Häusern und Wohnungen – neben den herkömmlichen DSL-Kupferleitungen – bereits Breitband-Goldadern in Form von schnellen Kabelglasfaseranschlüssen verlegt sind. Wo immer es möglich ist, empfehlen wir einen Wechsel von DSL-Anschlüssen zu Breitband-Internet, das über das Vodafone-Kabelglasfasernetz geliefert wird. Dieser Wechsel ist sehr einfach und bietet dann Hochgeschwindigkeits-Internet zu erschwinglichen Preisen.

Hinzu kommt: An manchen (ländlichen) Orten, in denen kein Kabelglasfasernetz verfügbar ist und zudem auch keine schnellen Festnetzanschlüsse vorhanden sind, ist Breitband über LTE-Mobilfunk eine gute Alternative zu kupferbasierten DSL-Leitungen. Mit unserem LTE-Netz erreichen wir bereits über 93 Prozent der Bevölkerung – das sind über 77 Millionen Bundesbürger. Preise und Verfügbarkeit für Kabelglasfaser und LTE finden Sie hier: https://zuhauseplus.vodafone.de/verfuegbarkeitspruefung/

Volker Petendorf

Vodafone

1&1 Avatar

Peter Manderfeld von 1&1

Zu Frage 1: Wichtig für Breitbandausbau in Deutschland ist, dass die Politik eine ambitionierte Marschrichtung vorgibt. In den nächsten Jahren benötigen Unternehmen und Verbraucher Gigabitgeschwindigkeiten – egal, ob in der Stadt oder auf dem Land. Den Ausbau zum Beispiel dort gezielt zu fördern, wo Wirtschaftlichkeitslücken einen privatwirtschaftlichen Ausbau verhindern, ist absolut sinnvoll. Deshalb brauchen wir hierzulande ein eindeutiges Gigabit-Ziel, das einen Glasfaserausbau bis zum Bürger und zum Unternehmen vorgibt. Unterfüttert werden muss dieses Ziel mit Förderprogrammen und einer Gesamtstrategie, die auf dem Weg dahin nicht den Wettbewerb verzerrt.

Zu Frage 2: Grundsätzlich hat jeder Kunde von 1&1 die Möglichkeit seinen Internetanschluss einen Monat lang zu testen. Das bedeutet: Wenn der Kunde nicht zufrieden ist, kann er seinen Vertrag einfach innerhalb des ersten Monats kündigen ohne Angabe von Gründen. Sollten wir bereits bei der Bearbeitung einer Kundenbestellung feststellen, dass der Netzanschluss aufgrund der technischen Voraussetzungen an dem jeweiligen Wohnort von unseren Leistungsstandards abweicht, rufen wir den Kunden an und schlagen ein alternatives Angebot vor.

Auch nach einer Bestellung informiert und berät 1&1 seine Kunden, falls die tatsächliche Bandbreite deutlich geringer ist. Unter anderem prüfen wir auf Anfrage für Kunden individuell, ob durch einen Wechsel des Leitungspartners höhere Bandbreiten realisierbar sind, oder gegebenenfalls ein Wechsel der Technologie von ADSL2 auf VDSL möglich ist.

Wir unterstützen ausdrücklich die gemeinsamen Bestrebungen der Branchenteilnehmer und der Bundesnetzagentur für Verbraucherschutz und Produkttransparenz. So hat 1&1 als erstes Unternehmen die automatisierte Produktübertragung an das Mess-Tool der Bundesnetzagentur (www.breitbandmessung.de) umgesetzt und wird dies mit Umsetzung der TVO als präferiertes Mess-Tool dem Kunden empfehlen.

Die Messergebnisse des Tools können die Kunden uns zur qualifizierten Störungsbehebung zur Verfügung stellen und diese werden dann in unseren operativen Abläufen berücksichtigt.

Peter Manderfeld

1&1

PYUR Avatar

Mario Gongolsky von PYUR

Zu Frage 1: Die deutsche Politik hat die Bedeutung einer leistungsfähigen Breitbandinfrastruktur zu lange marginalisiert. Die Einschätzung, dass die vorhandene Kupferinfrastruktur im Verbund mit DSL und Vectoring den Bandbreitenbedarf auf absehbare Zeit würde abdecken können, erwies sich als falsch.

Die Nachfrage nach höheren Bandbreiten, ließ sich hingegen erst durch entsprechende Angebote der Kabelanschlussanbieter stimulieren, was zu einer weiteren zeitlichen Verzögerung führte. Im Ergebnis hat Deutschland heute einen erheblichen Rückstand beim Ausbau zukunftssicherer Glasfaserinfrastrukturen aufzuholen.

Zu Frage 2: Natürlich auf den Kabelanschluss mit seinen glasfaserbasierten Netzen zu wechseln.

Mario Gongolsky

PYUR

Easybell Avatar

Julia Günther von Easybell

Zu Frage 1: Die langsame Internetanbindung ist für Privatanwender vor allem ein Problem in den ländlichen Regionen, in den Städten und Ballungsgebieten sind die Anschlüsse für den privaten Gebrauch in der Regel schnell genug. Das Hauptproblem ist die mangelnde Bereitschaft seitens der Politik, den regionalen Breitbandausbau voranzutreiben und in einen konsequenten Glasfaserausbau zu investieren. Wir empfehlen dazu den sehr lesenswerten Artikel von Sascha Lobo: http://www.spiegel.de/netzwelt/netzpolitik/breitband-ausbau-warum-ist-das-internet-in-deutschland-so-langsam-a-1211511.html (von 2018, aber immer noch aktuell)

Zu Frage 2: Wir empfehlen Kunden, sich mit den regionalen Angeboten auseinanderzusetzen. Denn nicht alle DSL-Anschlüsse sind gleich schnell. Regionale Unternehmer, Stadtwerke aber auch Konzerne wie innogy haben viele Städte und Gemeinde mit schnellen Anschlüssen versorgt. Diese Angebote sind häufig nicht oder nur über Umwege bei der Deutschen Telekom zu buchen. Wir arbeiten z.B. mit innogy zusammen und können so in zahlreichen Städten und Gemeinden in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz VDSL Anschlüsse mit bis zu 100 Mbit/s liefern. Die Infrastruktur der Deutschen Telekom bietet dort nur ADSL, häufig mit weniger als 6 Mbit/s.

An zu geringer Geschwindigkeit ist zudem nicht immer der Anschluss schuld. Folgende Checkliste kann helfen, um die angebotene Performance optimal nutzen zu können.

  1. Vertrauen Sie nicht auf die im Internet angebotenen Speedtests. Die meisten sind selbst zu langsam oder eventuell gerade zu stark ausgelastet, um ein gutes Ergebnis zu liefern. Vor allem in den Abendstunden sind die meisten Internetangebote langsamer, da sie von vielen Menschen gleichzeitig genutzt werden.
  2. Schauen Sie im Menü Ihres Routers nach. Viele Router bieten DSL-Informationen an. Dort können Sie sehen, wie schnell sich Ihr Router synchronisiert. Das ist auch die Geschwindigkeit, mit der Sie im Internet surfen können, wenn alle anderen Störfaktoren ausgeschlossen sind.
  3. Bei einer Neuschaltung dauert es erfahrungsgemäß 24 Stunden bis die volle Verbindungsgeschwindigkeit vorliegt.
  4. Prüfen Sie alle Kabelverbindungen auf sicheren Kontakt. Auch zu lange Kabel oder Verlängerungen sind fehleranfällig. Entfernen Sie bitte Verlängerungen und ersetzen Sie gegebenenfalls defekte Kabel.
  5. Sollte die Verkabelung ok sein, überprüfen Sie die Störsicherheitseinstellungen in Ihrem Router. Wenn die Störsicherheit zu hoch eingestellt ist, dann ist Ihre Leitung langsamer als möglich. In der Regel können Sie den Regler auf maximale Performance einstellen.
  6. Surfen Sie über WLAN? Oft führt dies zu erheblichen Geschwindigkeitseinbußen. Bitte testen Sie Ihre DSL-Geschwindigkeit mit einer Kabelverbindung.
  7. Schalten Sie alle anderen Geräte in Ihrem Netzwerk aus. Es kann sein, dass ein anderes Gerät einen konstant hohen Traffic verursacht.
  8. Bitte prüfen Sie Ihre Computereinstellungen. Testen Sie den Anschluss mit einem anderen Computer, um Ihren als Fehlerquelle auszuschließen.

Die häufigste Ursache liegt in nicht optimalen Netzwerkeinstellungen, die Windows sehr konservativ einstellt. Entscheidend ist der Parameter TcpRcvWin. Dieser gibt an, wie viele Daten „durchgelassen“ werden. Ist das „Fenster“ zu klein, so passen nicht genug Daten durch, was die Verringerung der DSL-Geschwindigkeit zufolge hat.

Sollte Ihre Bandbreite weiterhin eingeschränkt sein, kontaktieren Sie das Supportteam Ihres Anbieters.

Unsere FAQs dazu:

Julia Günther

Easybell

EWE Avatar

Mathias Radowski von EWE

Zu Frage 1: Die investierenden und ausbauenden Telekommunikationsunternehmen in Deutschland haben in der Vergangenheit bereits sehr viel Glasfaserkabel verlegt. Größtenteils wurden diese zunächst genutzt, um im ersten Schritt DSL-Anschlüsse zu realisieren.

Bei dieser Ausbauvariante wird Glasfaser bis zum Kabelverzweiger gelegt und von dort das vorhandene Kupferkabel genutzt. So können sehr viele Haushalte mit einem überschaubaren Aufwand in kurzer Zeit schnellere Internetanschlüsse erhalten.

Den folgenden Schritt in Richtung Gigabitgesellschaft und Glasfaser bis in die Häuser ist man jetzt gegangen. Der Aufwand ist sehr viel größer als beim bisherigen DSL-Ausbau, daher kann ein einzelnes ausbauende TK-Unternehmen nicht alles alleine bewältigen. Kooperationen und gemeinsames Handeln sind gefragt – so wie wir es bei EWE mit der Telekom Deutschland angehen und planen, ein gemeinsames Unternehmen für den Glasfaserausbau zu gründen.

Zu Frage 2: Die Leistung eines DSL-Anschlusses ist in der Regel physikalisch begrenzt. Länge und Qualität der jeweiligen Kupferkabel entscheiden über die individuelle Bandbreite. Investierende und ausbauende Telekommunikationsunternehmen bieten immer die höchste mögliche DSL-Bandbreite. Daher raten wir den Kunden immer bei einem ausbauenden Unternehmen den Internetanschluss zu bestellen.

Mathias Radowski

EWE

Helge Buchheister - Unitymedia

Helge Buchheister von Unitymedia

Zunächst zum besseren Verständnis eine allgemeine Information: Es gibt drei kabelgebundene Infrastrukturen bzw. Transportmedien für den Internetverkehr zum Kunden: Telefonkabel (via DSL/Vectoring, z.B. durch Telekom oder Vodafone), TV-Kabel (Unitymedia, Kabel Deutschland/Vodafone) und Glasfaser-Kabel. Auf der „letzten Meile“ werden bei den meisten Verbrauchern je nach Anbieter TV-Kabel oder Telefonkabel für den Datenverkehr genutzt. Glasfaser-Anschlüsse bis direkt ins Haus sind ja bekanntlich noch rar gesät.

Highspeed-Internet gibt es in Deutschland für den Massenmarkt vor allem über den TV-Kabelanschluss. Wenn die Wohnung oder das Haus über einen Kabelanschluss verfügt, sollte man beim zuständigen Kabelnetzbetreiber prüfen, ob dieser Internet-Tarife anbietet. Dazu muss der Kabelanschluss über einen Rückkanal verfügen – bei Unitymedia ist nahezu das gesamte Netz entsprechend ausgebaut. Über 13 Millionen Haushalte können bei Unitymedia bis zu 400 Mbit/s buchen. In den Gigabit-Citys BochumFrankfurtKölnDüsseldorfHeilbronn und Mannheim haben 1,5 Millionen Haushalte sogar die Möglichkeit, bis zu 1.000 Mbit/s über Unitymedia zu buchen. Man benötigt daher keinen Glasfaser-Anschluss für gigabitschnelles Internet!

Generell ist es im Hinblick auf den Breitbandausbau so, dass die größten Herausforderungen in Deutschland kleinere Gemeinden sind, die weit ab von jeglicher Breitband-Infrastruktur liegen und über eine sehr geringe Siedlungsdichte verfügen. Dort ist der Ausbau der Netzinfrastruktur für Unternehmen aus wirtschaftlicher Perspektive schwierig. In unterversorgten Gebieten, in denen eine Breitband-Infrastruktur zumindest in der Nähe liegt, wird hingegen der Wettbewerb kurzfristig oder mittelfristig für Lösungen sorgen. Darüber hinaus kann die Politik vor Ort beispielsweise durch Koordination bei Baumaßnahmen die Tiefbaukosten deutlich senken, beispielsweise bei der Erneuerung der Straßenbeleuchtung, bei der Kanalisation oder den Bürgersteigen.

Helge Buchheister

Unitymedia

Markus Lübbers - Gelsen-Net

Markus Lübbers von Gelsen-Net

Zu Frage 1: Leider haben viele Telekommunikationsdienstleister viel zu lange auf ihre alte Kupfertechnik gesetzt. Die Breitbandförderprogramme in Richtung “Glasfaser only” erfolgten einige Jahre zu spät.

Zu Frage 2: Auf einen modernen Vectoring-/Glasfaser-Anschluss wechseln. Wenn der nicht verfügbar ist, die vertraglich vereinbarte Bandbreite gemäß Produktinformationsblatt beim Anbieter einfordern. Wenn auch das erfolglos ist, den Anbieter wechseln. Aber ob dieser über die identische Kupferleitung eine höhere Bandbreite liefern kann, ist natürlich fraglich.

Markus Lübbers

Gelsen-Net

Lindhuber M-Net

Hannes Lindhuber von M-Net

Update: Hannes Lindhuber von M-Net hat uns seine Antworten auch noch nachgereicht.

Zu Frage 1: Ein wesentlicher Grund liegt sicherlich in der falsch gerichteten Förderpolitik der vergangenen Jahre. Mit zunächst 30 Mbit/s und zuletzt 50 Mbit/s wurden zu geringe Bandbreitenziele formuliert, so dass die Aufgreifschwelle für den geförderten Infrastruktur-Ausbau viel zu niedrig lag. Als Folge dieser niedrigen Bandbreitenziele wurde über Jahre hinweg vorwiegend die nicht zukunftsfähige Brückentechnologie DSL/V-DSL/Vectoring gefördert – während der nachhaltige, hochleistungsfähige Glasfaserausbau auf der Strecke blieb. Dieser wurde bislang nur durch wenige Firmen wie M-net umgesetzt.

Zu Frage 2: Verbraucher, die mit Ihrem DSL-Anschluss unzufrieden sind, können sich informieren, welcher Anbieter in der Nähe glasfaserbasiertes Internet anbietet. Möglicherweise lässt sich für das Gebäude ohne allzu großen Aufwand eine Glasfasererschließung einrichten. Dazu ist auf jeden Fall die Zustimmung des Eigentümers notwendig. Mieter sollten sich daher am besten an Ihren Vermieter wenden, um die Möglichkeit einer Glasfasererschließung zu prüfen.

Hannes Lindhuber

M-Net

Fazit und Diskussion zum Thema

Wir bedanken uns bei allen Experten für die Antworten. Angesprochen wurde die Problematik auf dem Land. Hier ist der Breitbandbedarf da, allerdings die Breitbandinfrastruktur noch nicht gut genug ausgebaut. Viele Haushalte im ländlichen Bereich sind nach wie vor per Kupferkabel angebunden. Hier ist die Politik gefragt den Ausbau da gezielt zu fördern, wo es sich für die Anbieter wirtschaftlich nicht lohnt.

Glasfaser-Technik ist die Zukunft

Die Experten sehen in Glasfaser (FTTH) die Zukunft. Hierbei müssen auf der letzten Meile die Haushalte noch mit Glasfaser angebunden werden. Die dadurch entstehenden Internetanschlüsse würden Geschwindigkeiten von derzeit bis zu 1.000 Mbit/s ermöglichen. Da FTTH mit hohen Ausbaukosten verbunden ist, geben die Experten Verbrauchern auch einige Tipps für Alternativen, wenn das Internet zu langsam und FTTH noch nicht verfügbar ist.

Glasfaser-Ausbau - die Bauarbeiten
Glasfaser-Ausbau - die Bauarbeiten sind mit hohen Tiefbaukosten verbunden.

Kabel-Internet und SuperVectoring

Als eine gute und schnelle Alternative wird Kabel-Internet genannt. Unitymedia und Vodafone können hier alle Haushalte, die an das Kabelnetz angeschlossen sind, mit schnellem Breitband-Internet und bis zu 1 GBit/s versorgen.

Verbrauchern bleibt sonst oftmals nur ein Anschluss über das Kupferkabel übrig. Hier greifen die meisten Internetanbieter auf das Telekom-Netz zurück. Dank der Aufrüstung auf SuperVectoring können aber immer mehr Haushalte in Deutschland mit bis zu 250 Mbit/s surfen.

Regionale Anbieter als Geheim-Tipp

Einen guten Tipp gibt Julia Günther von Easybell: Kunden sollten sich auch regionale Angebote anschauen. Da wo die Telekom z.B. nur ADSL bietet, können regionale Anbieter je nach Lage VDSL mit bis zu 100 Mbit/s ermöglichen. Zum Finden von regionalen Anbietern empfehlen wir Besuchern über unsere Karte für DSL-Verfügbarkeit zum eigenen Wohnort zu navigieren.

HINWEIS

An dieser Stelle möchten wir noch anmerken, dass uns die Telekom und o2 leider keine Antwort auf die Fragen zugesandt haben. Hier wäre es sicher interessant gewesen auch aus diesen beiden Unternehmen Antworten zu bekommen.

Deine Meinung ist gefragt – Steige in die Diskussion ein

Jetzt bist du dran, lieber Leser. Wie siehst du die Lage in Deutschland? Warum ist deiner Meinung nach das Internet in Deutschland im internationalen Vergleich noch so langsam und welche Alternativen kennst oder nutzt du?

Schnelles Internet - DSLregional Maskottchen Kuno
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Konstantin Matern

Konstantin Matern ist der CEO von DSLregional.de, einer spezialisierten Plattform für die Suche nach Internetanbietern. Mit einer IT-Erfahrung von 13 Jahren und einer Ausbildung als Fachinformatiker kombiniert er technisches Know-how mit Branchenkenntnissen. Auf DSLregional.de hat er eine umfassende Datenbank mit über 400 Anbietern und deren regionaler Verfügbarkeit aufgebaut. Zudem integriert er Daten der Bundesnetzagentur, um Nutzern eine präzise Auswahl eines lokalen Internetanbieters zu ermöglichen.

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