In Europa ist Deutschland im Ländervergleich ganz vorne mit dabei, wenn es um den Ausbau von Glasfaseranbindungen geht. Das war nicht immer so. Der Infrastrukturatlas zeigt, dass 55.000 km neue Glasfaserleitungen seit Anfang 2020 verlegt wurden. Eine neue Richtlinie soll seit April 2021 neue Investitionsanreize geben und “graue Flecken” verschwinden lassen. Doch wie gehen die großen Anbieter in Sachen Glasfaserausbau vor?
In Deutschland ist Glasfaser (Gigabit) im Fokus – darüber haben wir bereits geschrieben. Schon 2020 konnte die Hälfte der Haushalte Gigabit-Internet bestellen. In 2021 macht der Glasfaserausbau aber einen weiteren Sprung Richtung, was den Glasfaserausbau betrifft. Die Glasfaser ist nicht nur schneller, sondern auch energieffizienter. Die Rede ist von einer Effizienzsteigerung von mehr als Faktor 6 in 9 Jahren. Das liegt daran, dass Systemtechnik und Netzelemente gegenüber auf Kupfer basierenden Netzen weniger Strom verbrauchen.
Entwicklung des Glasfasermarkts in Europa: Deutschland vorne dabei
Das “FTTH Council Europe” hat Statistiken zu über Glasfaser angeschlossenen Gebäuden in den Jahren 2015 mit 2020 verglichen.
Demnach wurden rund 2,7 Mio. neue Gebäude bzw. Wohnungen angebunden. Nur in Frankreich (+4,6 Mio.) und Italien (+2,8 Mio.) wurden mit Glasfaseranbindungen hergestellt.
Für Deutschland bedeutet dies einen prozentualen Anstieg um 66 %. Nur in Belgien (+155 %) wurden prozentual noch mehr neue Einheiten mit Glasfaser angebunden.
Glasfaser Gesamtbestand in Deutschland
Auskunft über verlegte Glasfaserleitungen in Deutschland gibt der Breitband-Infrastrukturatlas der Bundesnetzagentur. Laut diesem sind seit Januar 2020 bis Ende März 2021 rund 55.000 km Glasfaser neu verlegt wurden. Die Anzahl der Leerrohre stieg von 633.657 auf 730.319.
Was bedeutet die Richtlinie “Graue Flecken” für die Förderung von Gigabit-Anschlüssen?
Ein kurzer Rückblick zur Entwicklung der Richtlinien in der Vergangenheit:
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2011
Bundesrahmenregelung Leerrohre
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2013
Leitlinien der EU für Anwendung der Vorschriften über staatliche Beihilfen im Zusammenhang mit dem schnellen Breitbandausbau
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Mitte 2015
Rahmenregelung zur Unterstützung des Ausbaus einer flächendeckenden NGA (Next Generation Access) Breitbandversorgung.
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Ab 2015
Förderprogramm für weiße Flecken (< 30 Mbit/s im Download)
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2020
Gigabit-Rahmenregelung (befristet bis 31.12.2025)
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Ab April 2021
Richtline “Graue Flecken” (< 100 Mbit/s im Download)
Damit in Deutschland mehr Glasfaser-Projekte durchgeführt werden, wurde die neue Glasfaser-Richtlinie “Graue Flecken” verabschiedet. Sie hat unterversorgte Gebiete im Fokus, die mit weniger als 100 Mbit/s im Download versorgt sind. Im Grunde sind das alle DSL-Anschlüsse bei denen nur 50 Mbit/s möglich sind.
Für diese unterversorgten Gebiete stellt der Bund aus Haushaltsmitteln bis 12 Milliarden Euro bereit. Dabei umfasst das Ausbauprogramm zwei Ausbaustufen.
1. Ausbaustufe
- April 2021 bis Dezember 2022
- Graue Flecken < 100 Mbit/s
- bis zu 150 Mio. Euro pro Projekt
2. Ausbaustufe
- Januar 2022 bis Dezember 2025
- Graue Flecken < 200 Mbit/s
- Betrag pro Projekt noch offen und folgt
Unabhängig von der Geschwindigkeitsschwelle (100 oder 200 Mbit/s) sollen vor allem wichtige Gebäude mit schnellen Glasfaserleitungen ausgestattet werden. Vor allem gilt das für:
- Schulen
- Krankenhäuser
- Kleine und mittlere Unternehmen
- Gewerbegebiete
- Lokale Behörden
- Verkehrsknotenpunkte (z.B. Häfen oder Bahnhöfe)
Mehr Informationen zum neuen Breitbandförderprogramm sind auch im Artikel über die Neuauflage des Graue-Flecken-Förderprogramms auf BMVI.de.
Was ist HFC?
»HFC steht für “Hybrid Fiber Coax”. Das Netz besteht aus Glasfaser und Koaxialkabeln. FTTB/H steht für Fiber-to-the-Building/Home. Dabei gehen Glasfaserleitungen bis ins Gebäude oder die Wohnung. Beide Zugangsarten bietet Hochgeschwindigkeits-Internet mit 1 Gbit/s.«
Schaut man sich alle Bandbreiteklassen und Anbieter an, so erhalten im Download 76,3 % der Nutzer stationärer Anschlüsse mindestens die Hälfte der vertraglich vereinbarten Internetgeschwindigkeit (Stand April 2021). Im Vorjahr waren es noch 70,8 %. Etwa ein Viertel der Nutzer (24 %) hat sogar die volle Internetgeschwindigkeit erreicht. Note 1 bis 3 vergaben rund 60,7 % der Kunden, was für eine gute Kundenzufriedenheit spricht.
Über einen Gigabit-Anschluss surfen Nutzer mit mindestens 1 Gbit/s im Internet. Ein solcher Internetanschluss ist für Familien wichtig, die Home-Office, Streaming, Gaming und Downloads in hohem Maße gebrauchen. Realisiert werden diese über HFC-Kabelinfrastrukturen und FTTH/B (Glasfaser).