Mit der Corona-Pandemie wird 2020 in die Geschichte eingehen. Doch welche Folgen hat das letzte Jahr für den Glasfaserausbau in Deutschland? Wird Glasfaser in 2021 weiter in den Fokus rücken? Was können wir von Vodafone, Telekom und co. erwarten?
Während einige Branchen nahezu still standen, lief das Jahr 2020 für den Ausbau der Glasfasernetze nahezu unverändert. Es gab zahlreiche Bauaktivitäten, die umfangreich umgesetzt wurden. So gab es im letzten Jahr einige Highlights.
Was waren die Breitband-Highlights 2020?
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Unitymedia-Marke
Bereits August 2019 wurde Unitymedia von Vodafone übernommen. Februar 2020 verschwand Unitymedia als Marke dann gänzlich. Als Auflage gab es für Vodafone die Regel das Kabelnetz dem Anbieter Télefonica Deutschland (o2) zu öffnen.
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Télefonica nutzt Telekom-FTTH
Aufgrund einer Verlängerung der Kooperation im Festnetz zwischen Telefónica und der Telekom sind seit 2020 Glasfaser-Tarife von o2 verfügbar. Dazu nutzt der Anbieter das Telekom-Netz.
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Telekom setzt vermehrt auf FTTH
Während die Telekom in den letzten Jahren SuperVectoring (bis 250 Mbit/s) ausbaute, kehrt langsam der Trend zu Glasfaser bis zur Wohnung ein. Im vergangenen Jahr 2020 konnte die Telekom auf diese Weise rund 600.000 Anschlüsse per FTTH herstellen. Laut Angaben des Bonner Unternehmens können etwa 2 Mio. Kunden einen Glasfaseranschluss bei der Telekom buchen.
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Gigabit über DOCSIS3.1
Wegen der Aufrüstung der Kabelnetze und Einführung des Standards DOCSIS3.1 haben im vergangenen Jahr viele Haushalte Gigabit-Internet erhalten. Vodafones Aktion mit CableMax 1000 bei der Kunden Gigabit-Internet für 40 € pro Monat erhielten, kam bei den Verbrauchern sehr gut an. Aber auch die Telekom hat eigene Kabelnetze auf DOCSIS3.1 aufgerüstet (vorrangig).
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Mehr als 5 Mio. Glasfaseranschlüsse
Ende 2020 waren laut Branchenverband VATM rund 5,1 Millionen Glasfaseranschlüsse verfügbar. Davon wurden knapp 1,9 Millionen auch aktiv und wurden genutzt. Vermarktet wurde Glasfaser-Internet von 1&1, M-Net, NetCologhe, Deutsche Glasfaser, EWE und weiteren regionalen Anbietern.
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5G-Ausbau
Nachdem 2019 erste 5G-Tarife in Berlin und Bonn gestartet wurden, kam der 5G-Ausbau in 2020 richtig in Fahrt. Vor Ort können die Anbieter bis zu 1 Gbit/s über das Mobilfunknetz realisieren. Im Telekom-Netz bedeutet dies eine Verfügbarkeit für 55 Millionen Menschen. Vodafones 5G-Netz können immerhin 16 Millionen Einwohner nutzen. O2 hat im Herbst 2020 den 5G-Ausbau gestartet und noch Nachholbedarf. Bisher ist 5G auch vergleichsweise teuer (ca. 80 €/Monat).
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Wifi-6
Schnellere Breitbandanschlüsse setzen auch neue Standards auf Routern voraus. Da im heimischen Netzwerk vermehrt auf WLAN gesetzt wird, gab es auch hier den Durchbruch für den neuen WLAN-Standard. Wifi6 ist auf älteren Routern nicht per Firmware-Update installierbar. Allerdings bringen die Hersteller, wie AVM mit der 7590 AX und 7530 AX, neue Modelle mit Wifi-6-Unterstützung heraus. Verbraucher können die Vorteile von Gigabit-Internet dadurch im heimischen LAN noch besser nutzen.
Ziele: Welche Ziele werden für Glasfaser-Internet in Deutschland gesetzt?
In 2020 konnte die Deutsche Telekom die Anzahl an Glasfaseranschlüssen verdoppeln. Im Jahr 2020 will das Unternehmen etwa zwei Millionen Haushalte mit einem schnellen Glasfaseranschluss erreichen. Eine vollständige Erschließung mit Glasfaser ist bis 2030 geplant.
Bis 2030 für jeden Haushalt in Deutschland Glasfaser.
Zwar will die Telekom daran maßgeblich beteiligt sein, allerdings möchte der Netzbetreiber auch mit regionalen Anbietern kooperieren. Mit dem Stadtwerken Münster und EWE Tel sind bereits Vereinbarungen für den Nordwesten Deutschlands im Gespräch.
5G als Alternative: Welche Ziele setzt die Telekom für das Mobilfunknetz?
Im Juni 2021 will Vodafone das UMTS-Netz abschalten. Es wird das Ende für das 3G-Netz sein. Gleichzeitig setzen die Mobilfunkanbieter auf 5G. Im Telekom-Netz können bereits zwei Drittel (67 %) der Menschen in Deutschland die modernen Mobilfunktechnologie schon jetzt nutzen. Dafür hat die Telekom 45.000 Antennen umgebaut oder aufgestellt. Alleine bis Juni 2020 hatte die Telekom 12.000 Antennen umgeschaltet.
5G-Verfügbarkeit
So schnell will die Telekom auch die restlichen Funkmasten modernisieren. In 2021 sollen bereits 80 Prozent der Menschen 5G nutzen können. Bis 2025 sollen sogar 99 Prozent per 5G erreicht werden können. Allerdings muss hier angemerkt werden, dass vorerst nur langsame 5G-Netze genutzt werden, die auf UMTS-Frequenzen basieren. Gigabit-Internet wird über 5G vorerst nur in wenigen Gebieten möglich sein (derzeit sind das 13 Städte).
Wie liegt Deutschland beim Glasfaser-Internet im europäischen Vergleich?
Schaut man sich die Glasfaserverfügbarkeit in Europa an, liegt Deutschland weit hinten. Eine Studie von FTTH Council ergab für 2020, dass nur 6 Millionen Haushalte per Glasfaser erschlossen sein sollten. Im Vergleich zu 2019 ergibt dies eine Steigerung von 46 %. Damit landet Deutschland auf dem 8. Platz.
Allerdings sieht die Prognose sehr gut aus. So sollen bis 2026 insgesamt 34 Mio. Haushalte per Glasfaser erschlossen sein. Das ergibt eine Steigerung um 730 % im Vergleich zu 2019 und katapultiert Deutschland hinter Russland auf den zweiten Platz des Rankings. Stimmt die Prognose, so wird Deutschland in den nächsten Jahren stark aufholen und vermehrt in den Glasfaserausbau investieren.
Wie hoch ist die Nachfrage nach Glasfaser?
Wird Glasfaser überhaupt von der Bevölkerung gebraucht? Tatsächlich werden in Tools die Geschwindigkeiten von 100 oder 200 Mbit/s für die meisten Haushalte empfohlen. Diese lassen sich über VDSL mit SuperVectoring auch erzielen. Ist Glasfaser dann gar nicht notwendig?
Eine Umfrage auf unserem Portal zeigt, dass für 25,2 % der Besucher ein 100 Mbit/s-Anschluss schnell genug ist. Eine weitere große Gruppe von 24,9 % ist der Meinung, es muss ein Gigabit-Anschluss sein (1.000 Mbit/s). 21,1 % der Besucher sind mit 50 Mbit/s bereits zufrieden.
Schaut man sich den zeitlichen Verlauf an, so hat sich die Nachfrage nach dem Begriff “Glasfaser” in den letzten 5 Jahren fast vervierfacht. Im gleichen Zeitraum ist die Nachfrage nach DSL zwar gesunken, aber immer noch drei Mal so hoch. Folgendes Schaubild zeigt den zeitlichen Verlauf:
Auffällig ist, dass Glasfaser im Westen und Norden besonders häufig nachgefragt wird. So suchen in Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen besonders viele Einwohner nach “Glasfaser” im Internet. Im Vergleich dazu wird nach “DSL” in allen Bundesländern etwa gleich häufig gesucht.
Fazit: Wird der Glasfaserausbau in Deutschland im Jahr 2021 vorankommen?
Bereits 2020 waren die Bautätigkeiten für Glasfasernetze bei den Netzbetreibern so hoch wie noch nie. Ende 2020 konnte bereits die 10-Prozent-Grenze für den Glasfaserausbau erreicht werden. Das ist gut, aber noch lange nicht genug. Im kommenden Jahr können wir damit rechnen, dass der Glasfaserausbaustatus einen weiteren Sprung macht. Gerade die Ankündigung der Telekom in Zukunft auf FTTH statt auf SuperVectoring zu setzen, lässt erwarten, dass immer mehr Haushalte Gigabit-Internet erhalten werden.
Einen weiteren Schub dürfte die Pandemie gegeben haben. Die Digitalisierung ist nicht aufzuhalten und stellt hohe Ansprüche an die digitale Infrastruktur. 2021 wird daher für den Glasfaserausbau positiv verlaufen.
Ausblick für den Glasfaserausbau
Für 2023 könnte es einen weiteren Schub geben von dem gerade auf dem Land viele Haushalte profitieren dürften. Dann werden nämlich auch Ausbaumaßnahmen gefördert in Gebieten in denen Haushalte zwar 100 Mbit/s schnelles Internet haben, aber das Netz noch nicht so weit aufgerüstet ist, dass hohe Geschwindigkeiten von 1 Gbit/s geboten werden. Derzeit arbeitet die Bundesregierung eine Förderrichtlinie hierfür aus. Alles deutet darauf hin, dass das Ziel einer vollen Abdeckung mit schnellem Glasfaser-Internet in zehn Jahren abgeschlossen ist. Daher surft 2030 in Deutschland jeder mit Gigabitgeschwindigkeit.
Hemmende Faktoren für den Glasfaserausbau
Einige Faktoren hemmen seit Jahren den FTTH/B-Ausbau in Deutschland diese sollen noch kurz angesprochen werden.
- Hohe Kosten für die Erschließung: Alte (bestehende) Kupferleitungen (DSL, VDSL) können nicht genutzt werden. Es sind aufwändige Tiefbauarbeiten bis zum Haus notwendig.
- VDSL ist auch schnell: Bestehende kupferbasierte Breitbandtechniken ermöglichen durch technologische Entwicklungen Internet mit bis zu 250 Mbit/s – auch ohne Glasfaser bis zum Haus. Per G.Fast sind sogar 1 Gbit/s auf kurze Distanz möglich. Die Notwendigkeit von FTTH/B wird dadurch gehemmt.
- Kabel-Internet mit DOCSIS3.1: Ein leistungsfähiges Kabelnetz ermöglicht durch den Einsatz auf Basis von DOCSIS3.1 überall Gigabit-Internet, wo ein Kabelanschluss anliegt. Bereits 2018 konnte Vodafone 6 Mio. Haushalte umstellen. Bis 2021 sollen es über 12 Mio. sein.
- 5G als Alternative: Außerhalb von Städten kann 5G aufgrund der hohen Leistung als Konkurrenz zum Breitband gesehen werden. Da wo eine Erschließung nicht wirtschaftlich ist, bieten Funktarife eine Alternative. Allerdings sind diese an ein Datenvolumen geknüpft und vergleichsweise teuer. Außerdem bietet 5G eine schlechtere Zuverlässigkeit.