Vergleicht man Deutschland mit anderen Ländern weltweit, wird schnell deutlich, dass das Land noch viel Arbeit vor sich hat, um beim Glasfaserausbau aufzuholen. Ursprünglich hatte die Bundesregierung im Jahr 2012 das ehrgeizige Ziel gesetzt, bis 2018 flächendeckend Glasfaserleitungen verfügbar zu machen.
Auch wenn einige Jahre seit diesem Zeitpunkt vergangen sind, sind wir immer noch nicht ganz am Ziel angelangt. Doch wie genau sieht die aktuelle Situation aus, und welche Schritte sind in den kommenden Jahren geplant, um den Ausbau möglichst zügig voranzutreiben?
Warum ist der Glasfaserausbau so wichtig?
Viele Menschen in Deutschland denken sich: Wir haben doch DSL, wozu brauchen wir da noch Glasfaser?
Der entscheidende Unterschied zwischen DSL (Digital Subscriber Line) und Glasfaser liegt in der Übertragungstechnologie und den resultierenden Geschwindigkeiten. DSL verwendet bestehende Kupferkabel für die Datenübertragung, während Glasfaser Lichtsignale über hauchdünne Glasfasern leitet. Diese grundlegende Differenz führt zu erheblichen Unterschieden in Bezug auf Geschwindigkeit, Zuverlässigkeit und Kapazität.
Vorteile von Glasfaser
Glasfaser bietet erhebliche Vorteile gegenüber DSL. Erstens ist die Geschwindigkeit wesentlich höher. Mit Glasfaser sind Gigabit-Geschwindigkeiten möglich, während DSL in der Regel Geschwindigkeiten von bis zu 100 Mbit pro Sekunde erreicht. Zweitens ist Glasfaser äußerst zuverlässig und unempfindlich gegenüber äußeren Störungen wie elektrischer Interferenz oder Entfernungsbeschränkungen. Drittens bietet Glasfaser eine deutlich höhere Kapazität, was bedeutet, dass mehr Daten gleichzeitig übertragen werden können.
Der Ausbau von Glasfaserleitungen in Deutschland ist von entscheidender Bedeutung. Eine moderne und leistungsfähige Breitbandinfrastruktur ist ein wesentlicher Faktor für wirtschaftliches Wachstum, Innovation und die Lebensqualität der Bürger. Mit einer flächendeckenden Glasfaserinfrastruktur können Unternehmen effizienter arbeiten, neue Technologien nutzen und global wettbewerbsfähig bleiben.
Viele Einsatzbereiche für Glasfaser
Glasfaser ist auch entscheidend für eine Vielzahl von Anwendungen, sowohl privat als auch beruflich. Im privaten Bereich ermöglicht Glasfaser ultraschnelles Internet, Streaming in 4K und 8K Qualität, Smart-Home-Anwendungen und Videoanrufe in hoher Qualität sowie Online-Gaming ohne Verzögerung. Voraussetzung dafür ist selbstverständlich ein stabiler Glasfaseranschluss.
Im beruflichen Kontext sind Glasfaserleitungen für Unternehmen unverzichtbar, um Cloud-Dienste, Videokonferenzen, Datenanalyse und den Austausch großer Dateien in Echtzeit zu nutzen. Die steigende Bedeutung von Homeoffice und digitalen Arbeitsprozessen unterstreicht die Notwendigkeit einer zuverlässigen Glasfaserinfrastruktur.
Alternativen zu Glasfaser
Hybrid-Anschlüsse wie das MagentaZuhause Hybrid 5G der Telekom sind eine relevante Alternative zu reinen Glasfasernetzen, da sie die Stabilität eines DSL-Anschlusses mit der hohen Geschwindigkeit von 5G kombinieren. Dies ist besonders vorteilhaft in Gebieten mit begrenzter DSL-Bandbreite oder 5G-Abdeckung.
Sie ermöglichen hohe Download- und Upload-Geschwindigkeiten und bieten durch die Kombination zweier Technologien eine erhöhte Ausfallsicherheit, was sie ideal für Anwendungen macht, die eine konstante, zuverlässige Internetverbindung erfordern.
Die einfache Installation und die Möglichkeit, die Internetabdeckung mit zusätzlichen Geräten wie einem WLAN-Verstärker zu verbessern, machen Hybrid 5G zu einer praktischen Lösung für vielfältige Nutzungsanforderungen.
Etwa ein Drittel der deutschen Haushalte hat Zugang zu einem Glasfasernetz
Wie weit Deutschland aktuell hinter anderen Ländern hinterherhinkt, zeigt ein Vergleich der internationalen Internetgeschwindigkeiten der Länder 2023 von Speedtest. Während hierzulande die durchschnittliche Geschwindigkeit bei rund 85 Mbit pro Sekunde liegt, erreicht sie in anderen europäischen Ländern wie etwa Frankreich und Spanien rund 170 Mbit pro Sekunde. Südamerikanische Länder wie Chile kommen sogar auf bis zu 240 Mbit pro Sekunde.
BREKOs Marktanalyse
Im August 2023 präsentierte der Bundesverband Breitbandkommunikation (BREKO) seine jährliche Marktanalyse. Die Kernbotschaft lautet: Über 35,6 Prozent der deutschen Haushalte, darunter Unternehmen und Behörden, haben heute Zugang zu Glasfasernetzen. Im Vergleich zum Vorjahr, als es etwas über 25 Prozent waren, zeigt dies eine fortschreitende Entwicklung im Glasfaserausbau.
Dabei gibt es allerdings einen entscheidenden Haken. Denn BREKO schließt in dieser Auswertung auch Haushalte ein, an denen zwar Glasfaserkabel vorbeigeführt werden, die letzten Meter bis zur Hauswand allerdings noch verlegt werden müssen. Diese werden als sogenannte „Homes passed“ bezeichnet. Tatsächlich über einen Anschluss verfügen jedoch nur Haushalte, die mit „Homes connected“ gekennzeichnet sind.
Bis zum Jahr 2030 soll es flächendeckend Glasfaseranschlüsse bis ins Haus geben
Die Bundesregierung hat sich ehrgeizige Ziele im Bereich der Telekommunikation und Breitbandverbindung gesetzt. Bis Ende 2025 soll im Rahmen der „Gigabitstrategie“ die Anzahl der Glasfaseranschlüsse verdreifacht werden, wodurch 50 Prozent der Haushalte und Unternehmen über Glasfaser ans Netz angeschlossen sein sollen. Im Mobilfunk strebt die Regierung eine flächendeckende und unterbrechungsfreie Sprach- und Datenkommunikation bis 2026 an.
Diese Maßnahmen bilden jedoch nur den ersten Schritt. Bis 2030 plant die Bundesregierung, Glasfaser bis ins Haus zu verlegen und flächendeckend in Wohn- und Arbeitsgebieten verfügbar zu machen, insbesondere in ländlichen Regionen. Das klingt grundsätzlich sehr ambitioniert, allerdings stellt sich in diesem Zusammenhang auch die Frage, welche Maßnahmen konkret geplant sind, um die Ziele tatsächlich zu erreichen.
Die Schwerpunkte der Gigabitstrategie
Die Gigabitstrategie fokussiert sich dabei auf unterschiedliche Schwerpunkte. Beschleunigte digitale Planungs- und Genehmigungsverfahren sollen den Ausbau von Glasfasernetzen erleichtern. Zudem wird verstärkt auf alternative Verlegetechniken gesetzt, um den Glasfaserausbau effizienter zu gestalten.
Die Einführung eines Gigabitgrundbuchs soll für mehr Transparenz im Ausbauprojekt sorgen. Es soll dazu dienen, relevante Daten für den schnelleren Ausbau von Glasfasern und Mobilfunk zu sammeln, zu verknüpfen, aufzubereiten und zugänglich zu machen.
August 2023 waren bereits ein Viertel der deutschen Haushalte an das Glasfasernetz angeschlossen. Ein weiterer Ausbauschub ist notwendig.
Unter Verwendung eines einheitlichen Berechtigungskonzepts können verschiedene Nutzergruppen, darunter die Öffentlichkeit, Unternehmen, die am Ausbau beteiligt sind sowie öffentliche Verwaltungen, die Informationen und Daten in unterschiedlichen Detailstufen einsehen und mithilfe neuer Analysewerkzeuge nutzen.
Die Strategie zielt vor allem auf die Beseitigung von Versorgungslücken (weiße Flecken) ab. Um die Gigabitziele zu erreichen, wird die Zusammenarbeit mit Ländern, Kommunen und Marktteilnehmern intensiviert. Zu diesem Zweck wurde ein neuer Bund-Länder-Staatssekretärs-Ausschuss installiert, der sich mindestens vier Mal jährlich treffen soll, um die Umsetzung der Strategie zu überprüfen und eventuell nötige Anpassungen vorzunehmen und Hilfestellung zu leisten.