Vertreter von Internetanbieter klingeln immer wieder an Haustüren. Es geht um Gigabit, schnelle Internetverträge und Glasfaser. Sie wollen schnelles Internet verkaufen. Verbraucherschützer mahnen zur Vorsicht. Die Angebote der vermeintlichen Internetanbieter sind aber häufig Vermarkter.
Bis 2030 sollen alle deutschen Haushalte im Zuge des Ausbaus mit Glasfaser versorgt sein. Der Bedarf nach immer größeren Datenmengen soll gedeckt werden. Das ist bereits bei einem Großteil der Bevölkerung angekommen. Vertreter machen sich dies immer öfter zu nutze. Sie gehen von Tür zu Tür und werben teils aggressiv für ihre Angebote.
Glasfaser-Vertrag an der Tür: Wer klingelt eigentlich?
Kunden melden der Verbraucherzentrale NRW sie seien bei Verkaufsgesprächen an der Haustür stark unter Druck gesetzt worden. Sie fühlten sich überrumpelt und schlecht informiert. Solche Trittbrettfahrer nutzen die Unsicherheit von naiven Anwohnern aus, um Internetverträge unterschreiben zu lassen.
Glasfaseranschluss für 0 Euro
Oft bieten Glasfasernetzbetreiber im Rahmen einer Ausbau-Offensive an den Glasfaseranschluss zeitlich begrenzt für 0 Euro zu verlegen. Im Gegenzug bindest du dich 24 Monate an einen Tarif des Anbieters.
In Wirklichkeit schicken die meisten Internetanbieter aber gar keine eigenen Mitarbeiter, um an Haus- und Wohnungstüren für Glasfaserverträge zu werben. Zwar versuchen einige regionale Anbieter, wie htp, im Rahmen einer Aktionsphase Neukunden für den Bau des Glasfaseranschlusses zu gewinnen, die meisten schicken aber Subunternehmer los.
Was ist ein Haustürgeschäft?
Als Haustürgeschäft wird ein Vertrag bezeichnet, der außerhalb der Geschäftsräume eines Unternehmens zwischen Vertreter und Verbraucher abgeschlossen wird. Dabei muss der Vertrag nicht zwingend an der Haustür geschlossen werden! Möglich sind auch:
- Auf der Straße
- In einer Privatwohnung
- Im Einkaufscenter
- In öffentlichen Verkehrsmitteln
- In einer Fußgängerzone
- Bei einer Weinprobe
- Am Arbeitsplatz
Die Tricks der Vertreter an der Tür: Koaxial-Kabel statt Glasfaser
Ahnungslosen versuchen Betrüger unter dem Deckmantel des Glasfaserausbaus verschiedene Internetverträge unterzuschieben. Solche Trittbrettfahrer verkaufen gerne Kabelanschlüsse als echte Glasfaser. Sie verwenden dann häufig folgende Begriffe:
- „Kabel-Glasfaser“
- „Koax-Glasfaser“
- „Gigabit-Anschluss“
Korrekt muss es aber heißen: „Fiber To The Home“ (abgekürzt FTTH). Übersetzt bedeutet dies „Glasfaser bis nach Hause“. In der Praxis wird dabei die Glasfaserleitung bis ins Haus gelegt. Anders sieht dies aber bei Kabelanschlüssen aus. Hier wird das Kabel bis zur Bordsteinkante gelegt. Der Rest zur Wohnung erfolgt per Kupfer. Einen Geschwindigkeitsvorteil haben Kunden hierbei nicht.
Unsere Tipps: Was soll ich tun, wenn mir an der Tür ein Glasfaser-Vertrag angeboten wird?
Damit du an der Haustür keinen falschen Vertrag unterschreibst, haben wir für dich 7 Tipps.
Keine Dokumente an der Haustür unterschreiben
Auch wenn der Verkäufer an der Tür meint ein einmaliges Angebot zu haben und du später für den "Glasfaser-Anschluss" mehr zahlen musst, unterschreibe keinen Vertrag an der Haustür. Auch die Verbraucherzentrale Bayern mahnt zur Vorsicht, denn die Haustür ist nach ihr ebenfalls der falsche Ort für einen Vertragsabschluss. Also nie sofort unterschreiben!
Vertrag genau anschauen
Lasse dir den Vertrag aushändigen und prüfe die Angaben darauf genau. Schließt du tatsächlich mit dem Internetanbieter den Vertrag ab? Handelt es sich um echten Glasfaser-Ausbau oder wird dir hier ein Internet-Tarif verkauft? Seriöse Anbieter geben dir alle Informationsmaterialien heraus und lassen dir für die Unterschrift Zeit.
Lasse dir in jedem Fall die Nummer des Vertreters geben und gebe deine eigene Telefonnummer nicht heraus. Dann kannst du selbst entscheiden, ob du den Vertreter kontaktieren möchtest oder nicht.
Unternehmen im Internet recherchieren
Nehme dir Zeit, um im Internet nach dem Unternehmen zu suchen. Gibt es Warnungen vor Betrugsfällen oder negative Erfahrungen von Kunden? Hat das Unternehmen auf der Internetpräsenz ein seriöses Impressum?
Ausweisen lassen
Hast du Zweifel, solltest du die verdächtige Person bitten sich als Mitarbeiter des Unternehmens auszuweisen. Du kannst auch beim Unternehmen oder der Behörde anrufen. Frage, ob derzeit Hausbesuche stattfinden.
Zeugen dabei haben
Empfehlenswert ist es eine zweite Person, wie einen Nachbarn oder Familienangehörigen, beim Geschäft an der Haustür dabei zu haben. Mit dieser zweiten Person kannst du dich beraten und sie ist dein Zeuge!
Keine Fremden hinein lassen
In keinem Fall solltest du Fremde in deiner Wohnung lassen. Schon gar nicht, wenn diese unangekündigt vor deiner Tür stehen. Nicht selten werden Senioren von Betrügern ausgenommen (Diebstahl), die sie ins Haus gelassen haben.
Als Mieter mit dem Vermieter sprechen
Du mietest eine Wohnung oder ein Haus? Dann solltest du in jedem Fall mit dem Vermieter oder der Hausverwaltung sprechen. Häufig haben diese einen besseren Überblick über den regionalen Glasfaserausbau. Ferner entscheidet der Eigentümer der Immobilie, ob ein Glasfaseranschluss gelegt wird oder nicht.
Vertrag an der Tür unterschrieben: Was kann ich tun?
Wer eine Vertragsunterschrift an der Haustür geleistet hat, der keinen Glasfaseranschluss bringt, hat Möglichkeiten. Denn bei Haustürgeschäften gilt, wie auch bei per Telefon oder im Internet abgeschlossenen Verträgen, ein 14-tägiges Widerrufsrecht.
Mache von deinem Recht gebrauch und kündige den fälschlich abgeschlossenen Glasfaser-Vertrag innerhalb dieser Zeit. Bei uns findest du Kündigungsvorlagen.
Sind Glasfaser-Tarife für mich sinnvoll?
Definitiv ist der Glasfaserausbau wichtig und richtig. Der Bandbreitenbedarf steigt rapide an. Streaming in hoher Qualität, immer größere Downloads (z.B. Spiele) und die immer größer werdende Anzahl an Geräten im Heimnetz machen Glasfaseranschlüsse wichtiger denn je.
Tipp: Tarife vergleichen
Du bist unzufrieden mit deinem Internetanschluss? Bei uns findest du eine große Auswahl an Angeboten und Tarifen.
- DSL
- Glasfaser
- Kabel
In unserem Internetanbieter-Vergleich findest du Glasfaser-Tarife von großen Anbietern und regionalen Glasfasernetzbetreibern. 100, 200, 400, 500 oder 1.000 Mbit/s per FTTH.
Wenn du im Zuge des Erstausbaus die Chance bekommst einen Anschluss ins Haus legen zu lassen, solltest du diese wahrnehmen. Eine spätere Entscheidung bedeutet bei den meisten Internetanbietern Mehrkosten, da erneut gegraben werden muss.