Internetanbieter M-Net investiert viel Geld in den Ausbau von Glasfaser (Fiber to the Building) und G.fast. Künftig nutzt auch DSL-Anbieter 1&1 das Netz mit. Das hilft nicht nur den Einwohnern in München, Augsburg und Erlangen, sondern auch dem gesamten Ausbau von Glasfaser-Internet in Deutschland.
In Augsburg, München und Erlangen wird 1&1 in Zukunft schnelle Internetanschlüsse via Glasfaser anbieten. Überall da wo der regionale Anbieter M-Net Häuser an das eigene Glasfasernetz angebunden hat, kann künftig auch ein 1&1-Kunde einen Tarif buchen. Wer dann sich für einen 1&1-Tarif via Glasfaser entscheidet, surft über den Glasfaser-Hausanschluss von M-Net, wird aber über die Glasfaser-Infrastruktur von 1&1 geleitet.
Kooperation ermöglicht Glasfaser-Internet
Damit dies möglich wird, haben Internetanbieter 1&1 und der Münchener Regional Carrier M-Net einen Kooperationsvertrag geschlossen. Er sieht vor, dass beide ihre Open-Access-Plattformen zusammenschließen. Folgende Glasfaseranschlüsse sind bald in den Städten München, Augsburg und Erlangen möglich:
FTTB vs. FTTH - Was sind die Unterschiede und Vorteile?
- FTTB (Fiber to the building): Glasfaser reichen bis in den Gebäudekeller
- FTTH (Fiber to the home): Glasfaser reichen bis in die einzelnen Wohnungen
Die Kunden erhalten dadurch sehr hohe Download- und Upload-Raten. Durch die Kooperation hat 1&1 viele neue potenzielle Kunden dazugewonnen: Alleine in München sind mehr als 390.000 Haushalte per Glasfaser angeschlossen. Laut Dorit Bode (Sprecherin von M-Net) wird der Ausbau immer weiter fortgesetzt.
„Und wir bauen kontinuierlich weiter. In den kommenden vier Jahren werden wir mindestens weitere 230.000 Privathaushalte und Gewerbeobjekte über Glasfaserleitungen, die bis in die Gebäude hinein reichen, versorgen können. Knapp 70 Prozent aller Haushalte in München haben dann Zugang zu einem zukunftsfähigen Internetanschluss, der den Weg in die Gigabit-Gesellschaft ebnet. Die Kooperation hilft uns, unser Netz noch besser auszulasten und den Glasfaserausbau in Bayern auch weiterhin als treibende Kraft mitzugestalten. Auf der anderen Seite hilft sie 1&1, bessere Produkte für Endkunden anzubieten. 1&1 und M-net können als Internetanbieter beide eine sehr hohe Kundenzufriedenheit vorweisen. Auch deshalb passen unsere Unternehmen gut zusammen.“
Wie teuer die 1&1-Tarife per Glasfaser sein werden, ist bislang noch nicht bekannt. Zum Vergleich: Für 1 Gbit/s zahlen Kunden bei EWEs Tarif “EWE LWL 1000″ rund 200 Euro/Monat.
Aufgebaut ist die von 1&1 entwickelte Aggregator-Plattform nach dem Open Access-Modell. Dabei werden Glasfaseranschlüsse über die standardisierte Plattform (S/PRI 4.0) an die eigene Infrastruktur angebunden und können so vermarktet werden. Die Plattform läuft auf lokaler Ebene auf dem Glasfasernetz von M-Net und 1&1 Versatel. Mit 42.000 Kilometern Länge ist es das zweitgrößte Glasfasernetz in Deutschland.
620.000 Wohneinheiten mit FTTB in München
M-Net will bis 2021 zusammen mit den Stadtwerken München (SWM) insgesamt 620.000 Wohneinheiten mit FTTB in München ausstatten. Das würde einem Ausbau von 70 Prozent entsprechen. Ausgerüstet wird das Netzwerk mit Komponenten von Huawei sein. In der Wohnung der Privatnutzer wird dann die Fritzbox 7582 stehen.
Für 1&1 ist es nicht die erste Kooperation dieser Art. Bereits seit August 2016 realisiert der DSL-Anbieter über den regionalen Glasfasernetzanbieter wilhelm.tel Glasfaser-Internetanschlüsse für Privathaushalte in den Städten Hamburg und Norderstedt.

EXPERTENMEINUNG
Welche Vorteile hat 1&1? Bei einer Kooperation mit Glasfaseranbietern ist 1&1 einen Teil unabhängiger von Vorleistungsprodukten wie etwa bei der Deutschen Telekom. Ferner sind natürlich die Surfgeschwindigkeiten über Glasfaser-Internet deutlich höher. Während bei VDSL-Vectoring maximal 100 Mbit/s realisierbar sind, sind via Glasfaser-Internet z.B. bei EWE bereits jetzt 1.000 Mbit/s buchbar.
Kritik gibt es aber auch bei dieser Kooperation: München (1,5 Mio. Einwohner), Augsburg (0,29 Mio. Einwohner) und Erlangen (0,12 Mio. Einwohner) große Städte in denen auch via DSL- oder Kabelanschluss bereits 50 bzw. 400 Mbit/s Bandbreite verfügbar sind. Die ländlich gelegenen Ortschaften ohne VDSL oder gar DSL2+ haben von der Kooperation nichts.
Konstantin Matern
DSLregional.de